TAXI DRIVER

Taxi Driver - Drehbuch von Ricardo Salva
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Taxi Driver will Bezüge zu Martin Scorsese Klas­siker gar nicht verleugnen. Doch in die­ser Version sind die Verhältnisse auf den Kopf ge­stellt. Schauplatz ist statt der Bronx in New York nunmehr Berlin; der Taxi Driver hat sich vom Analphabeten zum Akademiker gemau­sert, und sein Haß richtet sich nicht mehr ge­gen den Abschaum auf den Stra­ßen, sondern gegen Banker, Manager und Spekulanten.

Seit er vor vielen Jahren seine Anstellung als Germanistikdozent an der Universität verlor, versucht sich Paul als Schriftsteller. Seine Bröt­chen verdient er derweil mit Ta­xifahren. Insgeheim verachtet er die aal­glat­ten Mana­ger­typen, die er tagein tagaus zu ihren Ter­minen chauffiert. Mit seinen Kollegen kommt er nicht viel besser zurecht. Sie nennen ihn "Professor" – eine despek­tier­liche Anspielung auf seine intellektuelle Überheblichkeit. Es ver­steht sich von selbst, daß einer wie Paul keine Freunde hat – abgesehen von seinem Kater Martin, der bei ihm sein kostenloses Auskom­men genießt und mit ihm einen Kleinkrieg wegen des Liegeplatzes unter der Schreibtisch­lampe aus­trägt. Gelegentliche Af­fä­ren schei­tern meist im Entstehen: Die Hure Baby liebt ihn zwar zum Sonderpreis, doch verlegt er ein Rendezvous ausgerechnet in die Oper, wo sie sich nicht zu benehmen weiß. Und die Mana­gerin Helen läßt sich zwischen zwei Ter­minen zwar schnell mal im Stehen neh­men, doch im Kreis ihrer Geschäfts­kol­le­gen will sie mit ihm nicht gesehen werden.
Paul paßt weder in die eine noch die andere Welt. Konsequenterweise zieht er sich in die Traumwelt seines Romans zurück, der zwei­fel­los autobiographische Züge trägt. Spätes­tens als Paul im Kino fasziniert ver­folgt, mit welcher Entschlossenheit sein Be­rufskollege Robert De Niro auf Zurück­wei­sungen reagiert, ist er über­zeugt, daß sein Romanheld Robert der kapitalistischen Welt den Kampf ansagen muß. Paul findet zuneh­mend Gefallen daran, wie Robert seinen Haß gegen die Vertreter des Kommerzes in eine Mordserie entlädt, und allmählich nimmt die Romanfigur Einfluß auf ihn. Als sich eine Romanszene eins zu eins in der Realität wiederholt, fühlt sich Paul ge­zwun­gen, so zu handeln wie sein Held.

Bald braucht er dessen Anweisungen nicht mehr. Vielmehr dokumentiert er fortan seine Taten im Roman, und der Held handelt nun wieder so, wie es ihm der Autor vorschreibt. Drei Morde geschehen, dann ist die Mission erfüllt. Während Paul die letzten Roman­zeilen notiert, wandelt sich die Fiktion in die Realität zurück: Zwei Polizisten steigen ins Taxi. Paul Schrader läßt das unberührt. Sein Roman Taxi Driver wird reißenden Absatz finden. Wahr­scheinlich wird er sogar ver­filmt.