Taxi Driver will Bezüge zu Martin Scorsese Klassiker gar nicht verleugnen. Doch in dieser Version sind die Verhältnisse auf den Kopf gestellt. Schauplatz ist statt der Bronx in New York nunmehr Berlin; der Taxi Driver hat sich vom Analphabeten zum Akademiker gemausert, und sein Haß richtet sich nicht mehr gegen den Abschaum auf den Straßen, sondern gegen Banker, Manager und Spekulanten.
Seit er vor vielen Jahren seine Anstellung als Germanistikdozent an der Universität verlor, versucht sich Paul als Schriftsteller. Seine Brötchen verdient er derweil mit Taxifahren. Insgeheim verachtet er die aalglatten Managertypen, die er tagein tagaus zu ihren Terminen chauffiert. Mit seinen Kollegen kommt er nicht viel besser zurecht. Sie nennen ihn "Professor" – eine despektierliche Anspielung auf seine intellektuelle Überheblichkeit. Es versteht sich von selbst, daß einer wie Paul keine Freunde hat – abgesehen von seinem Kater Martin, der bei ihm sein kostenloses Auskommen genießt und mit ihm einen Kleinkrieg wegen des Liegeplatzes unter der Schreibtischlampe austrägt. Gelegentliche Affären scheitern meist im Entstehen: Die Hure Baby liebt ihn zwar zum Sonderpreis, doch verlegt er ein Rendezvous ausgerechnet in die Oper, wo sie sich nicht zu benehmen weiß. Und die Managerin Helen läßt sich zwischen zwei Terminen zwar schnell mal im Stehen nehmen, doch im Kreis ihrer Geschäftskollegen will sie mit ihm nicht gesehen werden.
Paul paßt weder in die eine noch die andere Welt. Konsequenterweise zieht er sich in die Traumwelt seines Romans zurück, der zweifellos autobiographische Züge trägt. Spätestens als Paul im Kino fasziniert verfolgt, mit welcher Entschlossenheit sein Berufskollege Robert De Niro auf Zurückweisungen reagiert, ist er überzeugt, daß sein Romanheld Robert der kapitalistischen Welt den Kampf ansagen muß. Paul findet zunehmend Gefallen daran, wie Robert seinen Haß gegen die Vertreter des Kommerzes in eine Mordserie entlädt, und allmählich nimmt die Romanfigur Einfluß auf ihn. Als sich eine Romanszene eins zu eins in der Realität wiederholt, fühlt sich Paul gezwungen, so zu handeln wie sein Held.
Bald braucht er dessen Anweisungen nicht mehr. Vielmehr dokumentiert er fortan seine Taten im Roman, und der Held handelt nun wieder so, wie es ihm der Autor vorschreibt. Drei Morde geschehen, dann ist die Mission erfüllt. Während Paul die letzten Romanzeilen notiert, wandelt sich die Fiktion in die Realität zurück: Zwei Polizisten steigen ins Taxi. Paul Schrader läßt das unberührt. Sein Roman Taxi Driver wird reißenden Absatz finden. Wahrscheinlich wird er sogar verfilmt.