Felicidade entstand in einer Favela von Salvador da Bahia. Ein Minimal-Budget von 2.000 Euro ließ nicht zwangsläufig einen reibungslosen Produktionsablauf erwarten. Die budgetbedingten Beschränkungen hinderten uns freilich nicht daran, künstlerischen Aspekten besondere Beachtung zu schenken. All die weiteren Problemchen, die vielleicht unter dem Begriff "Brasilien eben!" subsumiert werden können, ließen das Unternehmen allerdings zu einem Abenteuer werden.
Erster Drehabschnitt - Favela
Die Dreharbeiten zum ersten Filmteil verliefen vergleichsweise reibungslos. Verläßlichster Faktor war die Unzuverlässigkeit der Hauptdarsteller. Kater Negro, Protagonist der Eingangsszene, verließ eines Nachts das Set. An der sofort eingeleiteten Suchaktion beteiligte sich die ganze Nachbarschaft, und doch blieb sie erfolglos. Einen Tag später kam Negro – ziemlich ausgehungert – reumütig zurück und entschädigte uns mit einer sehr konzentrierten Darstellung. Auch der Protagonistin Mariana Reis Barbosa mußte ständig nachgelaufen werden. Ganz Diva, hatte sie sich schnell daran gewöhnt, von einem Chauffeur an der Haustür abgeholt zu werden. Der Regisseur war auch nicht immer auf der Höhe seiner Schaffenskraft, schleppte sich jedoch trotz einer schweren Infektion ans Set.
Die erhebliche Überschreitung der Drehzeit konnte allerdings nicht mehr verhindert werden. Zwischenzeitlich war der Mietvertrag für die Favelahütte abgelaufen. Die Dreharbeiten mußten unterbrochen werden. Ehe doch noch zuende gedreht werden konnte, waren zähe Nachverhandlungen vonnöten.
Zweiter Drehabschnitt - Sambafest
Für die Sambafest-Szenen waren in weiser Voraussicht gleich mal fünf Nachtsessions anberaumt, und es sollte bis zum Morgengrauen durchgefeiert werden. Bekanntermaßen gehen Brasilianer beim Feiern vorbildlich zu Werke. Bis jedoch alle "Gäste" – ca. zwei bis drei Stunden später – eingetroffen waren und die Dreharbeiten endlich beginnen konnten, hatten sich einige schon ziemlich in Laune getrunken. Verständlicherweise ließ deren Kondition beizeiten nach. In den Morgenstunden mußte meistens die Polizei anrücken, um Streitereien beizulegen, sowie Wutattacken und Mordversuche zu unterbinden. Alle haben es irgendwie überlebt.
Nach mehr als 20 Drehtagen waren gerade mal 11 Minuten Kurzfilm im Kasten. Ein Wermutstropfen trübte das Ergebnis: Ohne jegliche Vorankündigung hatte eine der Kameras die Aufzeichnung verweigert. Und weil zudem zwei Videobänder auf rätselhafte Weise verschwanden, ging ein Teil der Tanzszenen verloren.