Der Liebhaber
Seine Frau Maria hatte sich völlig unnötig aufgeregt. Immer dieselbe Leier. Das war doch lächerlich! Sicher, die neue Garconete hatte große Titten. Aber er hatte sie doch nicht deswegen eingestellt! Welch absurder Gedanke! Natürlich hatte er sie wegen ihrer Titten eingestellt, dabei aber ausschließlich ans Geschäft gedacht. Maximo betrieb einen winzigen Mercadinho, einen kleinen Eckladen von gerade mal zwanzig Quadrat- metern. Die Leute der Nachbarschaft konnten sich dort mit den wichtigsten Dingen des täglichen Gebrauchs versorgen. Deswegen lief der Laden auch gut. Vor einigen Jahren hatte er den Einfall gehabt, auf der Straße ein paar Tische aufzustellen, wo die Leute mittags ihr Almoço einnehmen und abends ihr Feierabendbier trinken konnten. Maximo hatte aus dem Laden eine Bar gemacht und damit den Umsatz mehr als verdoppelt. Er wußte, daß zwischen Gästezahl und Tittengröße der Garçonete eine Korrelation bestand, dazu mußte er die Bedeutung des Begriffs Korrelation nicht
 
kennen. Nun aber machte ihm seine Frau seine Geschäftstüchtigkeit zum Vorwurf. Dabei würde er sie niemals betrügen. Schon gleich nicht vor ihren Augen! Wer seiner Frau diesen Respekt nicht erweist, der wäre kein Ehrenmann und noch dazu ein Dummkopf. Beides traf auf Maximo nicht zu. Marias vorwurfsvolle Frage "Ich bin dir wohl nicht mehr gut genug?" konnte Maximo nur mit einem ratlosen "Wovon redest du?" beantworten, womit sich Maria nicht zufrieden gab. "Du weißt genau, wovon ich rede!" "Alleine schaffst du die ganze Arbeit doch gar nicht!", argumentierte Maximo. "Würdest du dich wenigstens hin und wieder um deinen Laden kümmern, anstatt mit dem Chevy in der Gegend herum zu fahren, dann käme ich auch mit der Arbeit nach!" "Was willst du damit sagen?" "Gar nichts will ich sagen." Das war wieder typisch, Maria redete wie immer ohne etwas zu sagen zu haben. "Es hat sowieso keinen Sinn", sagte Maria. "Das will ich auch hoffen!", sagte Maximo, gerade noch recht-
 
zeitig, bevor Maria in dem kleinen Nebenraum, der gleichzeitig als Lager und Küche fungierte, verschwinden konnte. "Ich schufte mich den ganzen Tag ab. Dafür muß ich mich noch demütigen lassen!", zischelte Maria vor sich hin. Einen größeren Blödsinn hatte Maximo noch nicht gehört. Sie ist doch selbst Schuld! Immer muß sie mich provozieren! Sie weiß doch, wie das endet. Aber nein, sie kann nicht aufhören, niemals kann sie aufhören!, dachte Maximo. Er hatte recht, Maria wußte, wie das enden würde. Maria konnte nicht aufhören. Als sie aus dem Nebenraum zurückkam, sprach sie immer noch mit sich selbst, gerade so laut, daß Maximo verstand, was sie sagte. Sie ging zu einem Regal im hinteren Teil des Ladens, um einige Erbsendosen neben die Tomatensoßen zu stellen, weil sie nicht ins Lager sondern in den Verkaufsraum gehörten. Maximo stand hinter der Kasse und zählte Geld. "Der kann bald seinen Dreck alleine machen. Er wird schon sehen, wenn ich den ganzen Kram hinwerfe ...