Die Verlobten
Es war gerade erst neun Uhr. Trotzdem brannte die Sonne schon auf die Haus- dächer herunter. Auch in Águas Claras, wo Elisabete ins Zimmer ihrer Schwester Edilene stürmte. »Was für ein Wetter für einen Samstag am Strand!«, rief sie und riß den Vorhang auf. »Laß mich schlafen!«, maulte Edilene und zog das Laken über ihren Kopf. »Ich leihe mir deinen Bikini, okay?!«, sagte Elisabete. Edilene sprang wie eine Feder aus dem Bett. »Nimm deine Griffel aus meiner Wäsche!« Doch Elisabete hatte ihre Absicht längst in die Tat umge- setzt und kramte bereits im Kleiderschrank herum, als Edilene hinter ihrem Rücken auftauchte. Sie fischte einen mintfarbenen Bikini heraus und hielt ihn wie eine Trophäe in die Höhe. »Soll ich etwa nackt an den Strand gehen?«, fragte sie. »Ist mir doch egal, wie du gehst! Mit meinem Bikini jedenfalls nicht!« Edilene tänzelte um Elisabetes Rücken herum und hüpfte immer wieder in die Höhe, doch es wollte ihr nicht gelingen, den Bikini zu greifen.
 
»Stell' dir das Aufsehen vor, das ich erregen würde«, erklärte Elisabete. »Nackt am Strand. Was für ein Skandal!« »Mach dir nur keine Illusionen! Du bist selbst im Bikini ein Skandal. Deine Dinger platzen doch aus allen Nähten.« »Nur kein Neid, Schwester!« »Ich und neidisch?« Edilene verzog den Mund. »Auf diese Kolosse? Träum' weiter! … Aber laß' meinen Bikini in Ruhe. Ich brauche ihn noch!« »Wozu brauchst du schon einen Bikini? Du hast doch nichts, das du verstecken müßtest!« »Was geht dich das an? Ich brauche ihn eben!« »Aber nicht jetzt!«, konterte Elisabete. »Er gehört aber mir!« »Daran zweifelt niemand, Schätzchen. Nur im Augenblick habe ich ihn.« Edilene wollte den Unterschied zwischen Eigentums und Besitzverhältnissen nicht akzeptieren und startete den hinterlistigen Versuch, sich den Bikini mit einer unangekündigten Attacke zu schnappen. Elisabetes reaktions- schneller Parade folgte ein überlegenes Grinsen. »Deine unfairen Angriffe kannst du dir sparen!« »Gib mir jetzt sofort den Bikini!
 
[...] »Ich hole jetzt Facão«, entschied Edilene und rannte wütend aus dem Zimmer. »Meinetwegen hol' wen du willst«, rief ihr Elisabete hinterher. So ein Theater, wegen dieses Fetzens, dachte sie und streifte den Tanga über die Oberschenkel. Dabei steht er mir ausgesprochen gut, dachte sie und posierte wie ein Model vor dem Spiegel. Sie schlängelte sich immer wieder um die eigene Achse, betrachtete sich von allen Seiten und bewunderte ihre überflüssigen Pfunde. Eines Tages würde man sie entdecken, dann stünde einer Modelkarriere nichts mehr im Wege. »Fette Kuh!«, rief Edilene und warf sich desillusioniert aufs Bett. »Dieses Mint steht mir ausgezeichnet! Findest du nicht?« »Als ob die Farbe eine Rolle spielte! Bei deinem Arsch sieht man sowieso nichts vom Stoff!« »Wo ist denn nun Facão?«, erkundigte sich Elisabete zynisch. »Laß' mich gefälligst in Ruhe und verschwinde endlich!«, rief sie und zog das Kissen über den Kopf. ...
»Puta que pariu!«, rief Edmilson und ...