BRASIL

BRASIL - Semidokumentarische Komödie auf der Suche nach dem Geheimnis der Lebensfreude von Ricardo Salva
BRASIL DOSSIER
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Canal+ schickt den Journalisten Michel nach Brasilien. Er soll die vielgerühmte Le­bens­freu­de einfangen, damit sie pünktlich zum Start der Olympischen Spiele in die europä­ischen Wohnzimmer flattern und gewinn­bringend ver­marktet werden kann. Michel ahnt nicht, worauf er sich da einge­lassen hat. Bereits beim Geldwechsel am Flughafen wird er zur Kas­se gebeten, an­schließend von einem freund­lichen Taxifah­rer zur Ader gelassen, im Hotel verlangt ihm eine rassige Morena alles ab, und als sie ihre Dienste fakturiert, ist Michel samt seinem letzten Geld auch gleich die ersten Illusionen los, noch ehe seine dokumen­tarische Arbeit begonnen hat.

Das Motto "Erzähle deine Geschichte und er­klä­re die Welt!“ hat eine Menge Leute vor die Kamera gelockt. Bevor sie zu laufen be­ginnt, wurde ihr Schwarzmarktwert von den zahl­reichen Zaungästen längst taxiert. Kei­ne Sor­ge, Michel kann seine Arbeit zu­ende bringen. Erst als er am Abreisetag einen harmlosen Ta­schen­diebstahl zur Anzeige bringen will, landet er in einer Ge­fängnis­zelle. Soweit die Fiktion.
Dokumentation. Bettler, Dosensammler, Tou­ris­tenguides, Taxifahrer, Parkwächter, Polizis­ten, Diebe, Drogendealer und Huren kommen zu Wort. Sie dürfen ihr Leid be­klagen, ihre Methoden erklären, ihre Ge­schichten erzäh­len, zunächst jedoch wer­den sie um eine objektive Selbstein­schät­zung gebeten und nach ihren heraus­ra­genden Charaktereigen­schaften und außer­gewöhnlichen Fähigkeiten gefragt. Um all­zu selbstgefällig vorgetragene Monologe zu re­lativieren und zu ermitteln, ob sie wirk­lich wahr oder nur gut erfunden sind, werden Freun­de und Feinde der Selbst­dar­steller ein­geladen. Wenn sich dann erweist, daß die Realität deutliche Spuren von Fiktion aufweist, muß uns auch die künst­lerische Frei­heit ge­stat­tet sein, mit offen­kundig wi­der­sprüch­li­chen Aussagen einen freien Um­gang zu pflegen und sie beispiels­weise zu entlar­venden Dialogen zu mon­tieren. Ab und zu werden die Geschich­tenerzähler auch ans Telefon gebe­ten, denn die Mög­lichkeit, den Anrufern die treffenden Worte nachträglich in den Mund zu legen, lassen wir uns nicht entgehen. Noto­ri­sche Lügner lassen wir indes vor­warnungslos von einem engagierten Poli­zisten vernehmen und gegebenenfalls ver­haf­ten. Schließlich müs­sen wir auch mal zu einem Ende kommen.