FELICIDADE

Felicidade - Kurzfilm von Ricardo Salva
FELICIDADE | SONDERSEITE
Ist Unglück der Preis für das Glück? Und wenn schon, Lorena ist bereit zu bezahlen!

Lorena lebt in einem Armenviertel Salva­dors. Am Morgen nach einer Sambanacht liegt eine Kondomhülle auf dem Bett. Die Folie ist auf­gerissen, das aufgedruckte Herz zerrissen. Re­gen sickert durchs marode Dach. Ein Tropfen fällt herab und wird zur Träne auf Lorenas Wange. Ihre Hand tastet sich in die Leere, die der Geliebte eben noch ausgefüllt hat. Als Lorena durch die Gitter­stäbe der Veranda blickt, kann sie ihn in der Ferne kaum noch erkennen.

Lorena ist mit ihren Gefühlen allein. Ihr In­nen­leben spiegelt sich in der kärglichen Idyl­le ihres fensterlosen Hauses. Ein gründ­licher Haus­putz bewirkt auch eine innerliche Reini­gung vom Liebesschmerz. Das lebendi­ge Fa­ve­latreiben dringt herein; Lorena öff­net die Tür und kehrt mit dem Staub auch ihren Kummer hinaus.
Bei Einbruch der Dämmerung wehen Sam­ba­me­lodien ins Haus und wecken Lorena aus ei­nem leichten Schlaf. Als sie aus der Dunkel­heit auf die Favela blickt und ihren Schatten auf den Vorhang wirft, haucht ihm ein Wind­zug Leben ein. Seine Lippen be­rühren mehr­mals die ihren und zaubern ein Lächeln in ihr Ge­sicht. Wenn Lorenas Hän­de dann zwei he­rum­hängende Strom­dräh­te zusammen­füh­ren, for­men sie sich zu einem Herz und es wird Licht. Kurz darauf verläßt sie das Haus. Der Samba wartet, und alles nimmt von neuem seinen Lauf.

Ein beliebiger, ereignisloser Tag genügt, um Lorenas Geschichte zu erzählen. Lorena will nicht zufrieden, sie will glücklich sein. Zur Be­schreibung ihres Gemüts sind keine Wor­te vonnöten. "Estou Feliz" sind die einzi­gen Worte dieses stillen Films, der dennoch kein Stummfilm ist, denn so sehr sich Lorena in ih­rem Haus von der Au­ßenwelt auch ab­zuschir­men versucht, drin­gen doch fortwäh­rend Ge­räusche herein. Regen, Wind, Fave­latreiben und Samba­melodien, Außenein­flüs­se, die letzt­lich zu ihrem Sinneswandel führen.